Unterstützen, damit es Kindern gut geht

Renate Lindner-Klodt (l.), Hans-Jürgen Ott von Kiwanis sowie Systemtherapeutin Pia Würtemberger arbeiten zusammen.				Foto: Margit Stöhr-Michalsky

Elterncafé als offener Treff ergänzt sein Angebot mit Einzelgesprächen – Förderung durch Kiwanis-Club Weinsberger Tal

Die Corona-Krise verlangt einiges an: Die wochenlangen Schließungen von Kindergärten, Spielplätzen und Krabbelgruppen sowie strenge Kontaktbeschränkungen haben Familien mit Kleinkindern belastet. Kurzarbeit und Homeoffice brachten außerdem die Familienstruktur durcheinander. Da ist es gut, sich fachlich begleitend auszutauschen, einen alltagspraktischen Rat zu hören und sich Sicherheit in Entwicklungsphasen des Kindes einzuholen. Das kostenlose ‘Elterncafé‘ in Weinsberg bietet solch eine Möglichkeit, nicht erst seit der Corona-Pandemie.
Zum offenen Treff konnten seither Schwangere und Mütter mit Kindern bis drei Jahren ins Evangelisch-methodistische Gemeindezentrum der Christuskirche kommen. Die Stadt Weinsberg übernahm dafür die anfallenden Nebenkosten. Dort beantworteten Diplom-Sozialpädagogin und Systemtherapeutin Pia Würtemberger und Claudia Gutbrod, Hebamme mit therapeutischer Ausbildung, Fragen rund um die Geburt, zur neuen Rolle der Familie sowie zur Ernährung und Entwicklung des Kindes. An die 20 Frauen nahmen regelmäßig teil.
Der offene Treff wurde im Rahmen des Familienprojektes „Stärke“ des Landes Baden-Württemberg gefördert. „Das Ziel ist, Eltern und werdende Eltern in ihrer Erziehungskompetenz mit einem niederschwelligen Angebot zu unterstützen“, heißt es in der Beschreibung. Vor zwei Jahren wurde der Kiwanis-Club Weinsberger Tal darauf aufmerksam und unterstützt seither mit seinen Mitteln das „Elterncafé“. „Der Bedarf ist da“, sagt Pia Würtemberger. Durch die Pandemie seien die Belastungen in den Familien erheblich größer geworden. „Babysitter fallen aus, die Großeltern können nicht kommen und die Eingewöhnung im Kindergarten kann sich verzögern.“ Auch fühlten sich Erziehende durch die Kontaktbeschränkungen isoliert, so ihre Erfahrung. Dadurch ergebe sich emotionaler Stress. Ungeduld, Frust und Wut stauten sich auf. Auch Paarkonflikte entstehen. „Stress verhindert eine gute Entwicklung bei den Kindern“, weiß die Sozialpädagogin. Deshalb sei es wichtig, hier früh Unterstützung und Hilfe anzubieten: freiwillig, kostenlos, niederschwellig. „Wir können uns durch die Hygienemaßnahmen zurzeit leider nicht im Elterncafé im Gemeindezentrum treffen“, bedauert Pia Würtemberger. „Aber wir machen es trotzdem möglich“. Mütter melden sich bei den Fachfrauen an, dann treffen sie sich wöchentlich in noch möglicher Kleingruppe am Freibad. Beim einstündigen Spaziergang oder auf dem Spielplatz werden Themen besprochen, die gerade anstehen. „Schlafentzug durch die Mehrbelastung ist immer ein Thema“, meint die Therapeutin. Gehen die Themen tiefer, bieten die Fachfrauen eine Einzelberatung zu Hause an, jetzt auch telefonisch.

Die Honorare für die selbständigen Therapeutinnen übernimmt der Kiwanis-Club. „Es ist uns wichtig, hier einen nachhaltigen Beitrag zu leisten, damit sich Kinder normal entwickeln können“, sagt der Präsident des Kiwanis-Clubs Weinsberger Tal, Hans-Jürgen Ott. Demnächst werden Mitglieder auf dem Wochenmarkt auf das niederschwellige Angebot des „Elterncafés“ aufmerksam machen. „Ich wünsche mir für die Zukunft, dass es ein kostenloses ‘Elterncafé’ in jeder Kommune unter städtischer Verantwortung gibt“, sagt Pia Würtemberger.

Artikel und Fotos von Margit Stöhr-Michalsky in Heilbronner Stimme 28.11.2020